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Über den Krieg - 10 Zitate

Hat die Ukraine ein uneingeschränktes Recht auf Selbstverteidigung? Nicht, wenn es nach dem Willen einiger Intellektueller und Künstler geht.


Die Klugheit, so deren Credo, gebiete es einzusehen, wann es Zeit ist, die weiße Flagge zu hissen. Anders ausgedrückt: Die Ukraine darf sich wehren, bis es für den Rest der Welt zu unbequem, teuer oder waghalsig wird. Bietet sie dem Aggressor darüber hinaus die Stirn, verzögert sie ihre Niederlage, steigert das allgemeine Leid und verspielt Sympathien.


Diese Geisteshaltung ist weder neu noch originell. Schon Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) hat in die gleiche Kerbe geschlagen:


„Ich mahne unablässig zum Frieden; dieser, auch ein ungerechter, ist besser als der gerechteste Krieg.“

Das sehen die meisten Ukrainer wahrscheinlich anders. Wie auch immer: Die Aktualität und rhetorische Verschärfung von Ciceros Diktum zeigt, dass wir auf den Schultern philosophischer Vorgänger stehen. Das ist ein Grund zur Demut. Wer dazu neigt, die eigene Haltung absolut zu setzen, sollte sich Bernhard von Chartres’ Warnung zu Herzen nehmen. Für ihn ist der Weg zur Erkenntnis zwar mühsam. Oben angelangt, bietet sich aber ein unbeschreiblicher geistiger Weitblick:


„Oft kann man weiter sehen als die [philosophischen] Riesen selbst. Man darf nur nicht vergessen, dass man ohne sie niemals so weit oben sitzen würde. Man darf den langen Schatten des Riesen nicht mit der eigenen Größe verwechseln.“

Wie haben sich die großen Denker zum Thema Krieg geäußert? Bemerkenswert zurückhaltend und mit überschaubarem Ertrag. Vor allem, wenn man bedenkt, dass kriegerische Auseinandersetzungen so alt sind wie die Menschheit. Vielleicht liegt es daran, dass die abendländische und fernöstliche Philosophie mehr damit beschäftigt war, unabhängig von äußeren Gegebenheiten nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Wer Geduld hat wird dennoch fündig:




10 Zitate zum Thema Krieg


1. Friedrich Nietzsche (1844-1900)


„Der Krieg simplifiziert. Tragödie für Männer. Welches sind die Wirkungen auf die Kultur? Indirekte: er barbarisiert und macht dadurch natürlicher. Er ist ein Winterschlaf der Kultur.“


2. Paul Ambroise Valéry (1871-1945)


„Der Krieg ist ein Massaker von Leuten, die sich nicht kennen, zum Nutzen von Leuten, die sich kennen, aber nicht massakrieren.“


3. Emmanuel Levinas (1906-1995)


„Der Krieg gehört nicht nur — und zwar als die größte — zu den Prüfungen, von denen die Moral lebt. Er macht die Moral lächerlich.“


4. Franz Rosenzweig (1886-1929)


„Der Krieg, wie ihn die alten Völker kannten, war ja überhaupt nur eine unter den natürlichen Lebensäußerungen und ist im Grunde ohne alle Schwierigkeit.“



5. Karl Jaspers (1883-1969)


„Der Krieg ist in wachsenden Umfang kein Kampf mehr, sondern ein Ausrotten durch Technik.“


6. Friedrich Nietzsche


„Der Sinn des Staates kann nicht der Staat, noch weniger die Gesellschaft sein, sondern Einzelne. So verfährt die Natur, wie der Krieg verfährt, gleichgültig gegen den Wert der Einzelnen.“


7. Baruch de Spinoza (1632-1677)


„Friede ist nicht Abwesenheit von Krieg. Friede ist eine Tugend, eine Geisteshaltung, eine Neigung zu Güte, Vertrauen und Gerechtigkeit.“


8. Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831)


„Nationen, die in sich unverträglich sind, gewinnen durch Kriege nach außen Ruhe im Innern.“


9. Bertrand Russell (1872-1970)


„Wenn die Welt ein paar Generationen lang ohne Krieg auskommen könnte, würde ihr schließlich der Krieg genauso absurd erscheinen wie das Duell uns heute erscheint.“


10. Herodot (490/480-430/420 v. Chr.)


„Niemand, der bei Verstand ist, zieht den Krieg dem Frieden vor; denn in dem einen begraben die Söhne ihre Väter, in dem anderen die Väter ihre Söhne.“


Bonus-Zitat: Friedrich Nietzsche

„Unter friedlichen Umständen fällt der kriegerische Mensch über sich selbst her.“




Literatur

Cicero, Marcus Tullius: Atticus-Briefe, 3. Auflage, Verlag de Gruyter, Berlin 2011.

Kissler, Alexander: Vor ihm gibt es kein Entkommen: Wie Richard David Precht zum deutschen Nationalpsychologen wurde, in NZZ-Online vom 27.04.2022, https://www.nzz.ch/feuilleton/precht-wie-er-zum-deutschen-nationalpsychologen-wurde-ld.1680440 (abgerufen am 07.05.2022).

Levinas, Emmanuel: Totalität und Unendlichkeit. Versuch über die Exteriorität, 5. Auflage, Verlag Karl Alber, Freiburg 2014.

Nietzsche, Friedrich: Jenseits von Gut und Böse, Verlag de Gruyter, Neuauflage, Berlin 1999.

Nietzsche, Friedrich: Nachlass, Verlag de Gruyter, Neuauflage, München 1999. Nachlass 1869-1874, Neuausgabe, Verlag de Gruyter, Berlin 1999.

Rosenzweig, Franz: Der Stern der Erlösung, 10. Auflage, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2015.



Hinweis

Über de Chartres, einem Lehrer der sieben freien Künste an der Kathedralschule von Chartres, ist wenig bekannt. Das im Text zitierte, ursprünglich auf die Philosophie angewandte, Gleichnis stammt aus dem 12. Jahrhundert und kursiert in mehreren Fassungen.


1 Kommentar

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1 comentario


Wolfgang Stegemann
Wolfgang Stegemann
27 may 2022

Es ist schon erstaunlich, wie wenig der Mensch, die Krone der Schöpfung, im Angesicht von Katastrophen in der Lage ist, rational zu denken, also das zu tun, was ihn seiner Meinung nach zu allererst vom Tier unterscheidet. Da geben die Grünen eines ihrer Dogmen auf, Frieden schaffen ohne Waffen. Da frönt man einer nie da gewesenen Empörungskultur, ohne darüber nach zu denken, wie das Ganze enden kann und soll. Erbärmlich!

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